VON BIRGER ZENTNER
Seit Juli hat es in Weißenfels und Umgebung 113 Fälle gegeben, in denen erhöhte Konzentration des Krankheitserregers festgestellt worden ist. Die Kette neuer Fälle reißt nicht ab. Nun sind auch Häuser in der Merseburger Straße betroffen.
WEISSENFELS/MZ - Die Kette von Legionellenfunden im Warmwasser reißt nicht ab. Nach Auskunft der Kreisverwaltung hat es seit Juli dieses Jahres 113 gemeldete Fälle im Raum Weißenfels gegeben. Die Zahl ist mit der Anzahl von Hauseingängen gleichzusetzen. Betroffen sind Wohnhäuser in Weißenfels, Hohenmölsen, Teuchern und Granschütz.
Zu den jüngsten Fällen gehören positive Befunde in zwei Gebäuden der Wohnungsbau Wohnungsverwaltung (WVW) Weißenfels in der Merseburger Straße 95 und 97. Allerdings musste dort laut Auskunft des Vermieters kein Duschverbot erlassen werden. Diese Maßnahme ist mittlerweile für die Otto-Schlag-Straße 34 (die MZ berichtete) aufgehoben worden. „Nach der thermischen Desinfektion waren die erneuten Proben negativ“, sagte WVW-Geschäftsführerin Kathleen Schechowiak. Für den Südring 105 bis 108 liegen die Ergebnisse des zweiten Tests noch nicht vor.
Dass gerade diese Tests ein langwieriges Verfahren sind, bestätigt Landkreisdezernent Dieter Engelhardt. Es gibt nur wenige Labors, die für die Untersuchung der Proben zugelassen sind. Im Burgenlandkreis gibt es gar keins. Das nächstgelegene befindet sich bei der Infra-Gesellschaft in Leuna. Ansonsten liegen noch Labors in Halle, Bitterfeld und Jena relativ nahe.
Dass es jetzt so viele Fälle von Legionellenfunden gibt, ist darauf zurückzuführen, dass die Vermieter mit der Novellierung der Trinkwasserverordnung erstmals zur Prüfung verpflichtet wurden. Die Umsetzung ist für die Wohnungsgesellschaften oder auch privaten Eigentümer von Mietshäusern mit einer zentralen Warmwasseraufbereitung mit beträchtlichem Aufwand verbunden.
An den jeweils entferntesten Punkten eines Warmwasserstrangs müssen die Proben genommen werden. Im Prinzip bedeutet das ein bis zwei Proben pro Hauseingang. Werden Legionellen in erhöhter Konzentration festgestellt, muss die sogenannte thermische Desinfektion erfolgen. Das durch die Leitungen fließende Wasser wird auf 70 Grad hochgeheizt. Der entscheidende Punkt kommt danach. „Jeder Wasserhahn in den betroffenen Häusern muss aufgedreht werden“, sagt WVW-Geschäftsführerin Schechowiak. Fünf Minuten müsse das heiße Wasser dann laufen. „Notfalls müssen wir uns sogar Zutritt zu einzelnen Wohnungen verschaffen“, sagt sie. Das habe man in verschiedenen Fällen auch tun müssen, weil Mieter nicht erreichbar waren.
Von Legionellenfunden war aber nicht nur die WVW betroffen. Laut Auskunft aus der Kreisverwaltung wurden positive Proben auch bei anderen Wohnungsgesellschaften und privaten Vermietern festgestellt. Betroffen waren Gebäude in Weißenfels-Süd ebenso wie in West, zum Beispiel in der Hanns-Eisler-Straße. Nach Einschätzung der Kreisverwaltung, deren Gesundheitsamt Legionellenfunde gemeldet werden müssen, ist erst die Hälfte der Häuser getestet worden. „Genau können wir das nicht sagen, weil wir keine Meldung bekommen, wenn nichts gefunden wurde“, so Engelhardt.
Auf ein weiteres Problem macht Schechowiak aufmerksam. „Bei der ganzen Aktionen haben wir viele verkalkte Duschköpfe gefunden oder auch fast dichte Perlatoren in Wasserhähnen. Die zu reinigen und damit ausreichend Wasserdurchfluss zu sichern, das kann jeder machen“, sagt sie. Das wäre schon ein wichtiger Beitrag, um Legionellenbefall zu mindern.
Bislang ist es im Zusammenhang mit den aktuellen Funden im gesamten Burgenlandkreis noch zu keinen Erkrankungen durch Legionellen gekommen, bestätigte Engelhardt. Dokumentiert ist aus diesem Jahr ein Fall von Legionärskrankheit, einer schweren und gefährlichen Lungenentzündung. Allerdings wurden in der Wohnung des Erkrankten keine positiven Befunde gemacht. Die Ursache dieses einen Krankheitsfalls konnte laut Kreisverwaltung bislang nicht geklärt werden.
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