WEISSENFELS/MZ. Die Weißenfelser Wohnungsbau Wohnungsverwaltung GmbH (WVW) will sich von 23 leerstehenden Mehrfamilienhäusern trennen. 14 dieser Gebäude sind so ruinös und nicht mehr standsicher, dass hier ein Abriss dringend notwendig ist. Darauf verweist WVW-Geschäftsführerin Kathleen Schechowiak, nachdem sich der Aufsichtsrat in seiner jüngsten Sitzung mit diesem brisanten Thema beschäftigt hatte.
Neun weitere Objekte, darunter einige denkmalgeschützte, versuche das kommunale Wohnungsunternehmen zu verkaufen - für einen symbolischen Preis. "Um zu retten, was vielleicht durch viel Eigeninitiative von Bewerbern und durch Fördermittel gelingen könnte", sagt die Wohnungswirtschafterin.
Das größte Wohnungsunternehmen der Stadt, die 100-prozentige Gesellschafterin der WVW ist, müsse wirtschaftlich denken und handeln, hebt Schechowiak hervor. Zwei Wochen lang haben sich Mitarbeiter und die Chefin selbst sowie der beauftragte Architekt Joachim Albus vor Ort ein genaues Bild über die Immobilien gemacht, von denen die meisten Häuser in den Jahren 1850 bis 1910 erbaut worden waren. Über jedes Haus werde eine Dokumentation samt Kostenanalyse angefertigt. Die ersten Anträge auf Abriss liegen beim Denkmalschutz der Stadtverwaltung vor, um jeden Fall zu prüfen. "Wir haben einen extremen Leerstand. Angesichts der rückläufigen Einwohnerzahlen müssen wir uns diesem Thema kurz- und mittelfristig stellen", sagt Schechowiak. Nicht mehr zu retten und auch nicht notzusichern seien die Häuser in der Schützenstraße 8 und 12. Das Gebäude dazwischen mit der Hausnummer 10 ist ebenfalls verfallen und gehört einer Eigentümerin aus Stuttgart. Sie habe sich an die WVW mit der Bitte um Abriss gewandt. "Hier hält Not Elend, es ist wie ein Fass ohne Boden, so dass wir in den nächsten Wochen handeln müssen", erklärt die Wohnungswirtschaftsexpertin.
Ein gruseliges Innenleben zeigt die Naumburger Straße 23 gegenüber der Tankstelle. WVW-Mitarbeiter Thomas Richter öffnet die Türen: verrostete Briefkästen im Flur, abgeblätterte Farbe im Treppenhaus. Eingestürzte Decken geben den Blick in den Himmel frei, kaputte Dielen, verblichene Tapeten erinnern an tiefste DDR-Zeiten, ein uraltes Namensschild an einer Wohnungstür in der ersten Etage und überall Müll - Unrat, soweit das Auge reicht. Eine einzige Bruchbude mit löchrigem Dach. Wer will hier an der stark befahrenen Bundesstraße 87 einziehen? "Selbst wenn wir das Haus sanieren, wissen wir nicht, ob dort jemand wohnen möchte", sagt Schechowiak. 2004 zog das Schuhgeschäft im Erdgeschoss als letzter Mieter aus.
Eine Million Euro müsse die WVW für den Abriss der 14 Ruinen investieren, das haben Kostenschätzungen ergeben. Verkauft werden sollen in der Neustadt: die Katharinenstraße 13, Müllnerstraße 29, Nordstraße 1, Tagewerbener Straße 28. In der Altstadt geht es um die Beuditzstraße 22, Kleine Deichstraße 14, Zimmerstraße 12 und 28 sowie An der Schleuse. Interessenten, die handwerklich begabt sind und vieles in Eigenregie sanieren wollen, sollten sich an die WVW wenden. "Uns interessiert, was Bewerber an Dach und Fach zu tun gedenken, was sie innen beabsichtigen, ist ihre Sache", so Schechowiak. Allerdings schließe jeder Kaufvertrag eine Sanierungspflicht über zwei bis drei Jahre ein. Komme der Käufer den Auflagen nicht nach, so habe die WVW ein Rückkaufsrecht. Oberbürgermeister und WVW-Aufsichtsratsvorsitzender Robby Risch bestätigt das auf Nachfrage. "Extremer Leerstand und hoher Sanierungsbedarf stellen uns aufgrund der demografischen Entwicklung vor schwere Aufgaben. Wir können nicht jedes Denkmal erhalten", sagt er. Das sei wirtschaftlich nicht vertretbar.
Interessenten für ein Haus können sich im Sekretariat bei der WVW melden,
Telefon 03443 / 29 24 10
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